
Tanja Niewollik
Mit dem Café FrohleiN hat Tanja Niewollik einen der Hotspots für hausgemachte Leckereien nach Winterhude gebracht. Im Interview erzählt die 36-Jährige, vor welchen Herausforderungen sie auf dem Weg zum eigenen Café stand. Wir finden: Diese Frau ist eine echte Power-Lady!
Du hast dir mit dem Café FrohleiN den Traum der Selbstständigkeit erfüllt. Wie sah dein Leben vorher aus?
Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert. Danach hatte ich bei einer Personalvermittlung die Möglichkeit, verschiedenste Jobs in unterschiedlichen Bereichen zu machen, wie z.B. in der Immobilien- oder Finanzbranche. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich im Büro unglücklich bin, dafür bin ich zu energiegeladen. Gastronomie ist einfach mein Ding, aber ich wollte natürlich auch gut von meinem Job leben können. Und da ich schon immer von der Selbstständigkeit geträumt habe, kam mit der Zeit der Entschluss, ein Café aufzumachen.
War dieser Entschluss also eine langwierige Entscheidung?
Ja, ich habe lange darüber nachgedacht. Das ist auch ganz wichtig. Man muss sich mit dem Thema viel auseinander setzen, sich einen Plan machen. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie das alles funktioniert und konnte finanziell auch keine Unterstützung von meinen Eltern bekommen. Zum Glück gibt es beim Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit ganz tolle Kurse für Existenzgründer. Und irgendwann fing der Plan dann an, Konturen anzunehmen und ganz real zu werden.
Was ist der Unterschied zwischen deinem jetzigen Alltag und dem, den du im Büro hattest?
Das Café FrohleiN ist meine Leidenschaft und das treibt einen einfach ganz anders an. Da steckt eine ganz andere Energie drin. Obwohl ich quasi immer arbeite und oft an meine Grenzen komme, bin ich zufrieden. Natürlich habe ich heute mehr Existenzängste – da ist ein fester Job im Büro einfach sicherer – aber ich gehe abends nach Hause und bin so erschöpft, dass meine Gedanken gar nicht mehr darum kreisen. Ich kann die Arbeit dann gedanklich hinter mir lassen. Das habe ich früher nicht geschafft und endlich schlafe ich auch wieder wie ein Stein. Die Wertschätzung, wenn Gäste zu mir kommen und sagen, wie gut es ihnen bei mir gefällt und das Gefühl, etwas geschafft zu haben ist für mich einfach das Beste: Das kann mir kein Büro und kein Gehalt der Welt geben.
Vor welche Schwierigkeiten hat dich die Selbstständigkeit gestellt?
Vor viele. Zum Beispiel wollte ich den Gründungszuschuss vom Amt bekommen, habe aber eine kleine Auflage nicht erfüllt. Es war außerdem sehr schwer einen Kredit von der Bank zu bekommen, weil ich zwar ein tolles Konzept vorgelegt habe, aber ich zu der Zeit keinen guten Standort hatte. Es ist unheimlich schwierig in Hamburg an eine gute Location zu kommen. Ich hatte dann Glück und bekam genau zu diesem Zeitpunkt einen Anruf von einer Bekannten, die ich ein Jahr zuvor gefragt hatte, ob sie ihren Laden abgeben möchte. Sie wollte wissen, ob noch Interesse besteht. Nach schwierigen Verhandlungen konnten wir uns schließlich einigen, weil der Eigentümer mein Konzept super fand.
Wie war die Reaktion deiner Familie und Freunde, als du gesagt hast, dass du dein eigenes Café aufmachst?
Meine Mutter hielt mich zuerst für verrückt. Sie war selber lange selbstständig und weiß, was das bedeutet. Aber als sie den Schock überwunden hatte, war sie total begeistert. Leider ist meine Familie nicht hier in Hamburg, so dass sie mir hätten helfen können, aber meine Freunde haben mich sehr stark unterstützt. Mittlerweile ist es auch so, dass sie mich hier besuchen kommen, weil ich selten Zeit habe. Dann sitzen alle zusammen und lernen sich kennen. Das macht es auch so freundschaftlich hier. Es ist auch schon mal vorgekommen, dass mir Personal ausfiel, ich total untergegangen bin und dann ein Gast sagte: Komm, ich helfe dir jetzt aus. Das ist schon ein tolles Gefühl.
Wie gehst du damit um, wenn es im Café richtig stressig wird? Hast du da eine Strategie?
Es ist wirklich faszinierend. Es gibt immer wieder Situationen, in denen auf einen Schlag alle kommen und alle gleichzeitig wieder gehen. Ich rede dann mit den Gästen, damit sie das Gefühl haben, sie wurden gesehen und sage ganz ehrlich, dass es etwas länger dauern könnte. Oft gebe ich dann auch ein Getränk oder ein Stück Kuchen aus und bedanke mich für die Geduld. Wenn es im Backoffice brennt, hole ich mir Aushilfen. Wir bieten mittlerweile auch zusätzlich noch einen Lieferservice für Frühstück an. Es passiert schnell, dass alles einfach zu viel wird und da habe ich dann auch keine Scheu, eine Aushilfe zu rufen und bis spät Abends Kuchen für den nächsten Tag vorzubereiten.
Gibt es Dinge, die du früher während deiner Arbeit im Büro vernachlässigt hast?
Meinen Seelenfrieden. Ich war nicht glücklich, mir war dieser Trott zu langweilig und ich konnte mich nicht entfalten. Meine Träume, mein Leben, mich selbst habe ich einfach vernachlässigt und mich kleiner gemacht, als ich bin. Ich wollte mir in meinem Leben einen Traum erfüllen. Ich muss nicht die Welt sehen oder ganz viel reisen, sondern finde ganz einfach Frieden. Wenn die Sonne scheint, kann ich mich in meinen Laden setzen, ein Buch lesen und mir geht es unfassbar gut. Jetzt bin ich einfach glücklich.
Alle Infos zum Café FrohleiN bekommt Ihr unter: http://frohlein-hamburg.de
Fotos: © Tanja Niewollik
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