Mrs.CITY Hamburg
You Are Reading

So gelingt uns der Neuanfang

1
CITY-GUIDE, CITY-LIFE

So gelingt uns der Neuanfang

Alles auf Anfang!

Gewagt und gewonnen – vier Hamburgerinnen verraten, wie es gelingen kann, noch mal von vorne zu beginnen…

Jenseits der Dreißig noch mal ein Studium anfangen, den Job kündigen und sich selbstständig machen oder in einem neuen Land ganz von vorne beginnen – diese Hamburger Frauen haben sich getraut, in ihrem Leben den Reset-Knopf zu drücken, den sicheren Hafen hinter sich zu lassen und etwas ganz Neues zu wagen. Hier erzählen sie, wie sie es geschafft haben, ihre Komfortzone zu verlassen, und verraten, ob ihr Mut belohnt wurde.

RE-START DANK STUDIUM

Warum noch mal ein Studium?
Ich hatte einfach mal wieder Lust auf neuen Input, auf Weiterentwicklung. Ich liebe es, mich neu zu entdecken und habe schon länger über ein Studium nachgedacht. Bislang fehlte mir die Motivation dafür. Doch habe ich verstärkt gemerkt, dass ich meinen Hauptfokus nicht mehr zu 100% auf Mode im konventionellen Sinne legen möchte, einer Branche, der ich mich irgendwie entwachsen fühle. Selbst, wenn dies ein Job ist, der von jedem zu einem großen Maß total frei gestaltet werden kann, besteht doch der fade Beigeschmack einer ganzen Branche, der unweigerlich auch an der eigenen Arbeit haftet. Ich möchte meinen Fokus weniger auf Selbstinszenierung und mehr auf Herzens-Inhalte legen – so zum Beispiel Nachhaltigkeit, was auch in der Mode ein durchaus politisches Thema ist. 

Was sprach für das Studium, was dagegen?
Dagegen sprach natürlich, was sicher viele nachvollziehen können, der innere Schweinehund, der sich an den Alltag gewöhnt hat, der bequem gerne immer so weitermachen möchte, wie bislang. Dafür sprach mein unbändiger Durst nach Wissen, nach Weiterentwicklung und eine steigende innere Unruhe, dass das, was ich gerade mache, mir nicht ausreicht. Denn das Bloggen war immer mein Hobby. Das Hobby zum Beruf zu machen, dafür bin ich sehr dankbar. Die Inhalte des Studiums packen mich total und bereichern das Bloggen für mich sehr. 

Hast du dir Rat bei jemandem geholt? Wenn ja, bei wem?
Nein! Das habe ich mir schon früh abgewöhnt. Fragt man zehn Leute, bekommt man 20 Meinungen. Und das verunsichert nur. Vor allem urteilt jeder auf seinen eigenen Erfahrungen basierend, presst denjengen, der um Rat bittet, in das eigene Gedankenkonstrukt. Jeder ist so individuell, jeder Weg ist unterschiedlich. Ich habe den Tipp: Wenn sich etwas richtig anfühlt, ist es richtig – vielleicht nur für dich aber das reicht in deinem Leben ja auch komplett aus.

Was haben Freunde und Familie zu deinem Entschluss gesagt?
Sie waren begeistert – mit dem Weiterentwickeln und Dazugewinnen von Wissen kann ich nicht viel falsch machen.

Wie hat das Studium dein Leben schon jetzt verändert und was erhoffst du dir für die nächsten 10 Jahre?
Ich habe mir grundsätzlich abgewöhnt, mir die 10 Jahres-Frage zu stellen. Das setzt nur unter Druck und baut viel zu hohe Erwartungen sich selbst gegenüber auf. Mein Hauptziel in diesem Leben ist es, glücklich zu sein und zu lieben. Das mag abgedroschen klingen, aber wenn man den Herzensweg geht, kann ein/e jede/r nur richtig gehen. Ich merke, dass mir das Studium total den Drive gibt, ich mich motiviert und beschwingt fühle und sich das auf alle Lebensbereiche auswirkt. 

Ich habe mir mit der Zeit angewöhnt, auf meinen Bauch zu hören – meine Intuition. 

Vicky Wanka

SCHRITT IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT

Was waren für dich die Chancen und Risiken bei dem Schritt in die Selbstständigkeit?
Ich hatte keine andere Wahl, wenn ich gesund werden wollte. Ich musste meinem Herzen folgen. Risiken: Dass es nicht klappt.

Wer oder was hat dich schließlich bestärkt, den Neuanfang zu wagen? 
Ein Deal mit mir selber: Ich mache das ein Jahr und wenn es nicht klappt, dann gehe ich in meinen alten Job zurück. Und der Rückhalt von meinem Chef.

Wie hat sich dein Leben durch dein eigenes Label verändert?
Ich kann endlich kreativ arbeiten. Wann ich will, wo ich will und mit wem ich will. Nichts ist beschränkt. Das Universum ist auf einmal unendlich. Ich bin Werbefachmann, Designer, Schmuckexperte und PR-Manager gleichzeitig. Viele würde das sicher erschrecken und überfordern. Ich finde es großartig. Zudem habe ich die Möglichkeit, unfassbar tolle Menschen kennenzulernen, mit denen ich jetzt arbeiten darf.

Was würdest du anderen Frauen raten, die ebenfalls den Schritt in die Selbstständigkeit gehen möchten?
USE YOUR CHAOS! Mach’ was draus!

Manchmal benötigst du Chaos im Leben, denn ohne Chaos würden wir uns nicht weiterentwickeln. 

Vera Schmitz

NEUANFANG IN SÜDAFRIKA

Warum wolltest du auswandern?
Nach fast zwölf Jahren im spannenden, aber auch stressigen Mode-Bereich hatte ich erreicht, was ich wollte: Ich war viel gereist, habe freiberuflich von Zuhause aus gearbeitet, lebte in einem schicken Loft an der Alster…alles wirklich ganz wunderbar, aber irgendwann stellt sich die Frage: Was für ein Ziel kommt als nächstes? Ich brauche neue Herausforderungen und Projekte, Stagnation ist nicht meins. Der Traum vom „Haus am Meer“ war eigentlich schon immer in meinem Hinterkopf, da war es naheliegend, sich für eine Orientierungsphase genau dahin zu begeben und sich ein bisschen umzuschauen. 

Was rätst du anderen Frauen, die ebenfalls in ein anderes Land ziehen möchten?
Macht eure Hausaufgaben und setzt euch realistische Ziele und Zeitfenster. Eine Existenz in Deutschland aufzulösen ist nicht über Nacht erledigt und das ist nur die eine Hälfte. 
Welche Länder kommen in Frage? Seid ihr fit in der Landessprache? Wie sehen die Visa-Bestimmungen aus, wer darf ins Land? Sind die Lebenshaltungskosten hoch oder niedrig? Ich hatte zuerst Portugal, Australien und Neuseeland auf meiner Liste, musste aber alle nach dem diesem ersten Check streichen. 
Was genau wollt ihr beruflich machen, gibt es einen Markt oder potentielle Arbeitgeber? Bereitet einen Business-Plan vor, wenn es eine selbstständige Tätigkeit ist. Der Zahlenteil wird euch zwangsläufig zu den richtigen Fragen führen, zum Beispiel wie teuer sind Versicherungen, wie hoch die laufenden Kosten fürs Geschäft und euch privat? 
Verbringt ein paar Wochen im Traumland und reist herum. Eine gute Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu suchen! Vieles, was einen in den ersten vier Wochen nicht stört, kann langfristig zum Problem werden. Schaut Euch auch die negativen Seiten des Landes genau an. Für mich waren das in Südafrika zum Beispiel die allgegenwärtige Armut und die hohe Kriminalitätsrate. Meine Lösung: Ich kann nicht die Welt retten, aber ich kann „im Kleinen“ Arbeitsplätze schaffen und regelmäßig spenden. Und ich hatte eine willkommene Ausrede, mir endlich einen wunderschönen großen Hund anzuschaffen.
Alles in allem: Macht euch bereit für eine anstrengende, aufregende Zeit. Es lohnt sich! Ich bin jeden Morgen dankbar, dass ich den Schritt gewagt habe.

Wie unterscheidet sich dein heutiger Alltag zum Alltag in Hamburg?
Das kleine Guesthouse, was ich hier habe, bündelt alle meine früheren Hobbies in einem Beruf. Renovieren, dekorieren, gärtnern, liebe Gäste haben – das ist nicht wirklich Arbeit, das waren in Hamburg Dinge, die ich in meiner Freizeit mit Freude getan hab. Und so ist es noch immer. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit wie es sie vorher gab, fällt weg. Ich kenne viele, die damit nicht umgehen können, für mich ist das perfekt.  

Der Anfang war ein Kraftakt und ich hatte manchmal meine Zweifel, ob ich der Sache wirklich gewachsen bin. Aber, ab einem bestimmten Zeitpunkt gibt es einfach kein Zurück mehr.

Nina Borchard

Das sagt die Expertin…

Woran merken wir, dass es an der Zeit ist, alte Pfade zu verlassen und einen Neubeginn zu wagen?
Spätestens wenn jeder Tag gleich ist, alles schwer fällt oder wir nichts mehr für uns erwarten oder erschaffen, ist es Zeit, etwas zu verändern. Jeder Schritt bringt viel – den Tagesbeginn anders planen, neuen Interessen nachgehen, Fremden ein bewusstes Lächeln oder Hallo schenken. 
Vielen Menschen zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern. Jeden Tag die gleichen Gedanken, die gleichen Dinge, die uns stören, die gleichen Zipperlein – und schon ist es wieder Abend, ohne dass ein Wunder geschehen und dem Leben wirklich Freude eingehaucht ist. Das kann wie ein Gefängnis sein, das wir uns selbst erschaffen. Wie der Arbeitselefant, der gar nicht mehr angeleint ist, drehen wir uns immer weiter im Kreis.

Warum fällt den meisten Menschen ein Neuanfang so schwer?
Die Komfortzone ist der von der Natur geschaffene Sicherheitsbereich, in dem wir uns wohl fühlen und nicht anecken. Da will der Mensch hin und bleiben. Abenteuer und Unsicherheit bedeuten Stress. Das Vorhandene scheint bewährt und bekannt und damit gut.
Was wäre, wenn wir auch als Erwachsene in der Entwicklung so gefordert wären wie Kinder, die ja in ihren ersten Lebensjahren extrem viel und schnell lernen? Ich glaube, jeder von uns wäre auf seine Art ein Genie, wenn er sich jeden Tag ein wenig um einen Neuanfang kümmern würde, egal in welchem Bereich! Dabei kennt das doch jeder: Habe ich einmal einen ungewöhnlichen Schritt gewagt und gesehen, was ich alles kann, ist es so, als hätte jemand die Lebensgeister wieder auf „an“ gestellt. Unsere Seele will sich erfahren. Treten wir doch mal öfter mit ihr in den Dialog! Wir können ihr sogar Anweisungen geben!

Welche Chancen und Risiken birgt jeder Neubeginn?
Die Chance ist, sich komplett neu kennenzulernen und in der Persönlichkeit extrem zu wachsen. Die veränderte Ausstrahlung zieht völlig andere Dinge ins Leben, manchmal wie über Nacht.
Ein Risiko ist, dass wir Angst vor der eigenen Größe bekommen und einen Rückzieher machen. Wer sich verändert, wirkt nämlich ganz anders auf sein Umfeld. Gewohnheiten können sich verändern oder verabschieden, sogar Beziehungen.

Was nimmt uns die Angst vor dem Neustart?
Nach jedem Neustart kommt der Blick zurück. Und du weißt: es war gut und sinnvoll. Vielleicht sogar das Beste, was du jemals getan hast. Du stellst fest, dass alles schon immer da war in dir. Du musstest dich nur auf den Weg machen bzw. innehalten und dich selbst entdecken. Du bist dafür gemacht, in jedem Moment über dein eigenes Leben zu bestimmen. Also denk dir aus, was du Schönes in die Welt setzen willst. Jetzt ist die Zeit dafür.

Was beinhaltet ein Coaching bei dir?
Ich arbeite im energetischen Bereich, was unter anderem heißt, dass meine Klienten mit schnellen Veränderungen rechnen können. Oft treibt sie das Gefühl, dass die Dinge ab einem Punkt in ihrem Leben nicht mehr so wie gewünscht oder sogar aus dem Ruder gelaufen sind. Da Zeit und Raum dehnbare Begriffe sind, kann ich hier energetisch die störenden Faktoren finden und klären. Hervorragende Forscher vor allem aus dem englischsprachigen Raum bestätigen viel von dem, was alte Kulturen uns über Jahrtausende bewahrt haben. Mit diesem alten Wissen und dem, was an neuen Erkenntnissen dazu kommt, arbeite ich intuitiv. 
Mein Wunsch ist es, Menschen zu helfen, ihre Wünsche wahr zu machen und ihr echtes Selbst hier auf der Welt zu zeigen. Jeder wird mit seiner Leidenschaft gebraucht und hat eine wichtige Aufgabe. Oft ist der Effekt meiner Arbeit wie ein Startschuss für ein neues Leben. Und dafür müssen die Leute nicht auswandern und ihr Glück suchen. Der Neubeginn findet von innen nach außen statt.

Welchen Rat gibst du deinen Klienten am häufigsten mit auf den Weg?
Es kommt, wie du sagst, also pass auf, was du denkst und was du dir immer wieder sagst, denn das kumuliert zu einer Schwingung, die dein Leben bestimmt.

Und was auch bei mir selbst immer wieder Wunder wirkt: Bei der Tagesplanung die benötigte Zeit für eine Aufgabe vorher genau festlegen. Die Floskel „schauen wir mal“ halte ich für einen Weg, der ins Nichts führt.


Fotos: © Vlada Karpovich/pexels.com; © Vicky Wanka; © Silverelephantmala; © Harms Moeller; © Friedrun Reinhold

Das könnte Dich auch interessieren


DIESE ARTIKEL SIND AKTUELL BELIEBT