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Frisch gebacken: Teresa Goebbels

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Frisch gebacken: Teresa Goebbels

Teresa Goebbels

Teresa Goebbels

Zauberhafte Törtchen mit liebevollen und individuellen Messages – dafür steht „Tarte Novelle“. Die Idee zu dem süßen Business hatte die 32-jährige Teresa Goebbels, die sich damit ihren Traumberuf quasi selbst gebacken hat. Was ein Besuch im Asia-Restaurant und eine Kündigung damit zu tun haben, hat sie uns im Interview erzählt …

Was hast Du gemacht, bevor Du Dich selbstständig gemacht hast?

Ich habe als Redakteurin bei der Financial Times Deutschland gearbeitet. Dort war ich auch bis zur Schließung im Dezember 2012.

Wie bist Du auf die Idee für „Tarte Novelle“ gekommen?

Das war noch in der Zeit, als ich bei der Zeitung gearbeitet habe. Wir waren mit ein paar Kollegen beim Mittagessen in einem Asia-Restaurant und es gab natürlich auch Glückskekse. Ich fand die Grundidee der Kekse nett, aber die Sprüche sind einfach so abgedroschen und das Gebäck selber ist auch nicht der Hit. Ich dachte dann, dass gutes Gebäck mit liebevollen, individuellen Texten doch eine schöne Idee wäre. Da war die Idee geboren.

Warum wolltest Du etwas Neues machen?

Ich habe ja erst darüber nachgedacht, etwas Neues anzufangen, als klar war, dass die Zeitung schließen wird. Natürlich gab es auch noch andere Optionen. Ich hätte auch wieder eine Festanstellung bei einem anderen Heft bekommen können. Aber es hat mich gestört, dass damals über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde und man keinerlei Einfluss nehmen konnte. Mir wurde schnell bewusst, dass ich mich deswegen selbstständig machen möchte. Die passende Idee hatte ich wie gesagt glücklicherweise schon. Es war ja zu Anfang auch nur die Webseite, die ich als Investition hatte, deswegen habe ich gedacht: Ich versuche das jetzt!

Wie hast Du das Projekt finanziert?

Zuerst habe ich einen Businessplan für den Gründungszuschuss gemacht. Das war absurd, denn man plant ins Blaue hinein und weiß  nicht, wie es im Endeffekt laufen wird. Außerdem bekam ich eine Abfindung von der Zeitung. Von der habe ich die Programmierung des Onlineshops bezahlt. Dadurch war ich erstmal ein halbes Jahr aus dem Schneider, damit das Projekt anlaufen kann.

Hattest Du am Anfang Angst vor der neuen Situation?

Ich bin niemand, der Angst im klassischen Sinne hat. Natürlich gab es Momente, in denen ich dachte: Was war das für eine Schnapsidee! Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis die Webseite stand. In der Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie das überhaupt alles laufen soll. Wenn es nicht geklappt hätte, dann wäre das aber auch nicht schlimm gewesen, denn ich war wie gesagt finanziell einigermaßen gut abgesichert, so dass ich nicht unter der Brücke gelandet wäre. Ich war einfach auch überzeugt von mir und hatte keine Scheu, im Zweifelsfall einen Aushilfsjob irgendwo anzunehmen, wenn alle Stricke reißen. Als es dann losging und ich viele unglaublich positive Rückmeldungen von den Kunden bekommen habe, wusste ich sofort, dass es eine gute Entscheidung war. Einmal rief eine Kundin an und sagte: Meine Oma hat geweint, als sie das Törtchen bekommen hat. So etwas treibt einen an.    

Wie hat Dein Umfeld Dich unterstützt?

Meine Schwester hat mir sehr viel geholfen. Sie hat das Logo designt, mich bei der Lieferantenrecherche unterstützt und war auch an der Verpackungsgestaltung beteiligt. Eigentlich sind aber alle, die ich mir ins Boot geholt habe, Bekannte und Freunde von mir – vom Programmierer bis zum Webdesigner. Im ersten Jahr haben meine Mädels – als wir so einen großen Weihnachtsansturm hatten und ich noch ohne Aushilfen dastand – mitgeholfen, Törtchen einzupacken. Ich hatte wirklich das Glück, dass ich mich auf mein Umfeld verlassen konnte.

Gab es auch Zweifler in Deinem Umfeld?

Meine Eltern und mein damaliger Freund haben zu Anfang schon ein bisschen gezweifelt. Sie sagten, dass das mit dem Schreiben doch so gut lief und haben sich gefragt, wie sich das alles rentieren soll. Aber als der Entschluss dann fest stand, standen alle hinter mir. Und mittlerweile sind sie alle von meinem Produkt total angetan.

Rückschläge waren sicher auch dabei, oder?

Klar! Die Konditorensuche war sehr deprimierend. Ich habe erst überlegt, ob ich selber backen soll, aber mir wurde schnell klar, dass sich das zeitlich nicht machen lässt. Außerdem bin ich um ehrlich zu sein ein Laie, obwohl ich super gerne backe. Dann musste ich in Hamburg herum fahren und sehr viele verschiedene Konditoreien anfragen.

Was hat sich in Deinem Leben und Arbeitsalltag durch den Neustart verändert?

Ich bin jetzt unabhängig und selbstbestimmt. Damals bei der Schließung der Zeitung hatte ich das Gefühl, dass jemand über meine Zukunft entscheidet und ich machtlos bin. Jetzt ist das komplett umgekehrt, denn ich kann alles entscheiden. Diese völlige Eigenverantwortung ist toll. Ich habe totale Freiheiten, muss mich auf der anderen Seite aber auch immer selbst antreiben. Da steht kein Chef und sagt: „Teresa, ich brauche dies und das bis Donnerstag.“ Das fehlt mir manchmal: Ein Motivator bzw. Ansprechpartner und Mentor. Ich vermisse es auch, ein Kollegium zu haben. Einen Ort, wo 100 Leute jeden Tag hin kommen und man auch einfach mal einen Plausch halten kann. Das fällt natürlich total weg. Trotzdem habe ich die Entscheidung nie bereut.

Welchen Rat würdest Du anderen Frauen mit auf den Weg geben, die so wie Du etwas Neues wagen wollen?

Der Sprung in die Selbstständigkeit war für mich auch eine Überwindung, denn ich bin eher ein risikoscheuer Mensch. Trotzdem würde ich sagen, dass es sich immer lohnt, es auszuprobieren, wenn man eine Idee hat, von der man überzeugt ist. Natürlich muss man auch die Risiken durchdenken und sich überlegen, was passiert, wenn es nicht klappt. Aber es gibt auch ein tolles Zitat in meiner Bibliothek: „Wer zu viel zweifelt, verzweifelt.“ Letztendlich ist es das: Man muss einfach mal machen.

Alle Infos zu Tarte Novelle bekommt Ihr unter: http://www.tartenovelle.de


Fotos: ©Paul Müller-Rode

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