Emma von der Lieth
“Für mich persönlich bedeutet Mut, sich zu so zeigen, wie man ist, auch wenn man damit vielleicht aus einer Masse heraussticht.”
Anders zu sein als die anderen und dazu zu stehen, erfordert viel Mut – das weiß Emma von der Lieth aus eigener Erfahrung! Die 21-Jährige steht nicht auf Männer, sondern auf Frauen und musste als Jugendliche für ihr Coming-out all ihren Mut zusammennehmen. Jetzt beweist sie gleich doppelte Courage, denn sie hat ihre ganz persönliche Geschichte für die Aktion „Frauen.Momente“ von Tamaris öffentlich gemacht. Bei der Kampagne geht es um die authentischen Geschichten echter Frauen, die füreinander einstehen, um zu inspirieren, Mut zu machen und den Gemeinschaftsgedanken zu stärken – schließlich ist jede einzelne von uns besonders und hat ihren ganz eigenen Platz. Im Interview verrät Emma, wie ihre Homosexualität ihre Jugend beeinflusst hat, wie sie es geschafft hat, ihre Ängste zu überwinden, und warum sie sich dazu entschlossen hat, ihre Geschichte publik zu machen…
Wann wurde dir das erste Mal klar, dass du auf Mädchen und nicht auf Jungs stehst?
Da kann ich keinen bestimmten Moment beschreiben, weil es bei mir ein ziemlich langer Prozess gewesen ist. Aus heutiger Sicht kann ich aber auf jeden Fall sagen, dass die Präsenz von lesbischen Pärchen und Personen im Fernsehen und auf YouTube mir damals unglaublich geholfen hat, mich mit dem Thema auseinandersetzen zu können, und das hat mir Sicherheit gegeben. Natürlich, wenn man sich dann zum ersten Mal verknallt, ist das einem noch klarer.
Wie hat diese Erkenntnis deine Jugend beeinflusst?
Die Tatsache, dass ich mich eigentlich meine ganze Jugend über verunsichert gefühlt habe und mein “Geheimnis”, meine Sexualität, für mich behielt, hat mich verschlossener gemacht. Ich hatte immer Angst, dass es jemand herausfindet und gleichzeitig sucht man immer eine Gelegenheit, sich jemandem anzuvertrauen. Anstatt mit Mädchen*/Frauen* zu reden, denen es genauso geht, redet man gar nicht mehr, um nichts Falsches zu sagen. Ich arbeite heute immer noch daran, mich, so wie ich bin, nach außen stolz zu repräsentieren. Aber um auch positive Sachen zu nennen, muss ich dazu sagen, dass ich dabei zu einer sehr toleranten Person geworden bin, die niemals jemanden aufgrund seiner Sexualität o.Ä. verurteilen oder diskriminieren würde. Auch schon in meiner Jugend nicht, ich bin ja immer noch jung;-)
Was waren deine größten Ängste und wie hast du es geschafft, sie zu überwinden?
Meine größte Angst war es, von Leuten, die mir nahe stehen, nicht akzeptiert zu werden, viel Aufmerksamkeit zu bekommen, aufgrund eines Themas, wofür man in dieser Zeit erstens leider noch Aufmerksamkeit bekommt und zweitens bei viel Aufmerksamkeit auch negative Kommentare dabei sind, für deren Bewältigung ich mich nicht stark genug gefühlt habe. Der Wunsch frei zu leben und sich mitteilen zu wollen, ist mit den Jahren immer größer geworden. Vereinzelt sprach ich mit Freunden und baute mir ein Backup und eine Unterstützung auf, auf die ich zählen konnte.
Wie hat es sich angefühlt, als du dich das erste Mal jemandem anvertraut hast?
Als ich mich das erste Mal jemandem anvertraut habe, ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, wenn dich jemand so wirklich kennt und es dann jemanden gibt, vor dem du dich nicht mehr verstecken musst. Man kann sich das so vorstellen, als würde man jahrelang eine große Mauer um sich bauen und endlich ein paar Steine rausnehmen und rausgucken können.
Wie hat dein Umfeld auf dein Outing reagiert?
Die Reaktionen aus meinem Umfeld waren durchweg positiv. Es gab niemanden, der/die sich von mir abgewendet oder unpassende Sachen gesagt hat. Ich bin aber auch nicht zu jedem (entfernten) Familienmitglied gelaufen, um mich mitzuteilen. Das müssen Menschen, die auf das andere Geschlecht stehen, ja auch nicht machen.
Was hat dir den Anstoß gegeben, deine Geschichte zu teilen?
Für meinen Weg war es unfassbar wichtig, die Geschichten von anderen Personen zu hören, die das gleiche durchgemacht haben. Es geht darum sichtbar zu sein, sich nicht zu verstecken und das Thema in der Gesellschaft zu normalisieren. Vielleicht hat es jemandem Mut gemacht oder Denkanstöße gegeben – das ist mir am wichtigsten.
Was nimmst du aus der Kampagne für Dich mit?
Die Kampagne war ein tolle Erfahrung. Während des Drehs bei mir zuhause und mit besonderen Personen, die mich in meiner Geschichte und auf dem Weg begleitet haben, konnte man die Vergangenheit nochmal total nachempfinden und Revue passieren lassen. Ich bin definitiv wieder ein bisschen offener und stolzer geworden. Vor der Kamera zu stehen, hat mir mega gefallen – das würde ich auf jeden Fall nochmal tun. Besonders mit dem Hintergedanken, andere zu inspirieren und zu ermutigen.
Was bedeutet Mut für dich ganz persönlich?
Mut hat so viele Facetten und jeder kann unterschiedliche Dinge damit assoziieren. Für mich persönlich bedeutet Mut, sich zu so zeigen, wie man ist, auch wenn man damit vielleicht aus einer Masse heraussticht. Mutig ist, wenn man für sich oder für andere einsteht, die sich nicht wehren können.
Welche Botschaft möchtest du anderen Menschen mit auf den Weg geben?
Du bist nicht alleine, Du hast keinen Grund ,Dich zu verstecken oder zu verleugnen. Es wird immer Menschen geben, denen Du nicht ins Bild passt aber lass Dich von solchen Menschen nicht unterkriegen, weil es so viel mehr Leute gibt, die Dich verstehen. Man darf sich nicht von irrelevanten Personen verletzen lassen aber Du kannst gegen sie ankämpfen, nicht physisch, und die Erde schon mit kleinen Dingen zu einem besseren Ort machen.
HIER FINDET IHR MEHR INFOS UND NEBEN EMMA VON DER LIETH WEITERE INSPIRIERENDE FRAUEN AUS DER KAMPAGNE “FRAUEN.MOMENTE” VON TAMARIS:
Fotos: © Tamaris
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