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Nordisch by Nature: Anne-Kathrin Fremy

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Nordisch by Nature: Anne-Kathrin Fremy

Anne-Kathrin Fremy

Anne-Kathrin Fremy

Sie bringt uns ein echtes Stück Hamburg Abend für Abend auf die Bühne: Als Galleonsfigur „Karmen im Nebel“ begeistert Anne-Kathrin Fremy (40) die Gäste ihrer Musik-Comedy-Show auf der Cap San Diego mit frechen Sprüchen und einer ganz großen Stimme. Und dabei ist sie nicht nur die Künstlerin, sondern auch Erfinderin und Promoterin ihres Bühnenprogramms. Wie die Powerfrau das alles unter einen Hut bekommt, lest ihr hier…

Was macht dir an deiner Figur Karmen am meisten Spaß?

Ich kann durch die Figur Dinge sagen, tun und behaupten, die ich privat so nicht sagen, tun oder behaupten würde, zum Beispiel eine super erfolgreiche Diva zu sein, der die Welt zu Füßen liegt. Genauso halte ich Dinge aus meinem Privatleben privat, zum Beispiel meinen Mann und meine Kinder. Wer möchte schon gern die „Freundin“ von Mario Barth sein? Da haben wir doch alle etwas Mitleid, auch wenn die geschilderten Situationen nicht immer ganz wahr oder überhöht sind. Aber man denkt doch automatisch: Der Mario der Bühne ist auch der private Mario. Diesem Dilemma gehe ich komplett aus dem Weg. Karmen hat ein ganz eigenes Leben und eigene Probleme. Das gibt mir die Möglichkeit, versteckte Seiten von mir hervorzuholen und auch Dinge auszuprobieren, die ich privat vielleicht eben nie machen würde. Karmen ist laut und frech und unendlich selbstbewusst. Das mag ich.

Was möchtest du den Zuschauern als Karmen im Nebel vermitteln?

Ich möchte Ihnen einen schönen Abend schenken. Meine Gäste sollen Spaß haben, lachen, schöner Musik lauschen und fröhlich nach Hause gehen. Das Programm hat keinen politischen oder gesellschaftskritischen Anteil, wobei wir uns natürlich über das ein oder andere gesellschaftliche Thema lustig machen. Die Bauphasen der Elbphilharmonie haben uns zum Beispiel lange gutes Material geliefert.

Bist du vor deinen Auftritten noch aufgeregt? Hast du Tipps, wie man sich vor großen Prüfungen o.ä. am Besten beruhigen kann?

Auf jeden Fall! Gerade bei Karmen bin ich immer sehr aufgeregt, denn ich muss einen ganzen Abend alleine gestalten. Sonst hat man auf der Bühne noch Kollegen, die auch Text und Song haben und man teilt sich den Abend auf. Und da ich die Shows auch noch selbst schreibe, bin ich doppelt nervös, denn ich muss vor dem Publikum als Darstellerin und Autorin bestehen. Zu meinem großen Glück habe ich einen wunderbaren Bühnenpartner – Florian Miro – der zum einen auch mitschreibt und zum anderen die ehrenvolle Aufgabe hat, mir weiterzuhelfen, wenn ich doch mal einen Texthänger habe. Das gibt mir immer ein sicheres Gefühl.

Mein Tipp für bzw. gegen Lampenfieber ist: man sollte seine Sachen aus dem Effeff beherrschen. Ich spreche mir das komplette Stück vor der Show einmal laut vor in einem sogenannten „italienischen Durchlauf“, d.h. alles superschnell. Wenn ich den Text und die Lieder total verinnerlicht habe, dann macht ein kleiner Texthänger nichts aus, denn ich kann mich selbst wieder zurückholen.

Du managst dich ganz alleine. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?

Diese Entscheidung habe ich nicht freiwillig getroffen. Am Anfang hat man da kaum eine andere Wahl. Es gibt zwar viele Künstleragenturen, aber auch viele gute Künstler und die meisten Agenturen haben kein Interesse daran, jemanden komplett neu aufzubauen – vor allem, wenn er wie ich nicht der gängigen Mode entspricht. Im Moment sind Stand-Up-Comedians und Poetry Slammer heiß begehrt, aber Musik-Comedy eben nicht so. Zum Glück bin ich ein Macher und Steh-Auf-Männchen und beiße mich durch. Wenn ich etwas will, dann kämpfe ich dafür. Aber ich bin sehr froh, dass ich mir nun in 2017 ein Team zusammenstellen konnte, das mich zukünftig unterstützt bei PR, Booking und Marketing.

Stellt dich das manchmal vor Probleme?

Ja, jeden Tag wieder. Mein größtes Problem ist, dass ich nicht nur die Dinge tue, die ich gut kann und gerne mag wie singen, lustig sein und Lieder schreiben. Ich muss ALLES alleine machen, von der Kundenakquise, PR, Vermarktung, Websitepflege, Druckdateien erstellen, Tickets verkaufen, Techniker und Kassenpersonal organisieren, Bühnenbild und Kostüme herstellen,… eine endlose Liste von Aufgaben, von denen ich entweder nur wenig oder nichts verstehe, die aber alle wichtig sind und nun mal gemacht werden müssen. Das macht nicht immer Spaß.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag  im Leben einer Künstlerin aus?

Die meisten „Bürotage“ verbringe ich damit, die neuen Shows vorzubereiten, heißt Website-Pflege, Druckdateien erstellen, Rechnungen schreiben, Kundenakquise – ein Bürojob wie es eben auch jeder andere Selbstständige zu tun hat. Einmal die Woche treffe ich mich mit meinem Pianisten und wir schreiben neue Songs, denn wir wollen in 2018 ein neues Stück rausbringen. Dann gibt es immer mal Termine zum Fotoshooting für neue Pressebilder oder ich treffe mich mit meiner PR Agentur, um die nächsten Schritte zu besprechen.

Wenn ich abends auftrete, dann fahre ich meistens zu Hause so gegen 15:00 Uhr los zur Cap San Diego und baue die Bühne und alles drumherum auf. Da die Cap San Diego keinen klassischen Theaterbetrieb hat, sondern uns die Räume zur Verfügung stellt, kümmere ich mich selbst um den Aufbau von Bühnenbild, Technik und Plakate kleben zur Ausschilderung. Ich mag es, rechtzeitig vor Ort zu sein und in Ruhe nochmal meinen Text durchzugehen, mich zu schminken und nochmal schön die Nägel zu lackieren.

Hattest du zu Anfang bedenken, wie das Projekt bei den Hamburgern ankommen würde?

Meine Angst war nicht, ob die Hamburger uns gut finden, sondern eher ob die Hamburger uns überhaupt finden. Hamburg hat so viel Konkurrenz, besonders auch von großen Häusern wie Stage Entertainment oder den Schmidt-Häusern. Dazu kommen noch viele kleine Theater und Kulturhäuser und wir alle wollen Zuschauer haben. In diesem riesigen Markt auf sich aufmerksam zu machen, ist nicht immer leicht. Ein großer Gewinn für uns war die Zusammenarbeit der Cap San Diego mit der Theaternacht. Dort können wir uns jedes Jahr einem theateraffinen Publikum präsentieren und so konnten wir Stück für Stück in den Köpfen der Hamburger ankommen.

Das wir uns zum Hauptthema „Kreuzfahrt“ ausgesucht haben, war eine goldrichtige Entscheidung. Die Kombination aus Urlaubs-und Kreuzfahrtgeschichten gepaart mit Hamburger Themen wie Elbphilharmonie, Olympiabewerbung etc. hat das Hamburger Publikum von Anfang an sehr gut aufgenommen. Und wir bieten zusätzlich auch immer Momente, wo ich einfach nur schön singe und man sich zurücklehnen und genießen kann. Die Zuschauer honorieren, dass wir neben all den Späßchen unser Handwerk auch wirklich gut beherrschen.

Hast du für die Zukunft schon weitere Projekte im Hinterkopf?

Ja und nein. Ich habe mich für die Figur „Karmen“ entschieden und da gucke ich, was Karmen noch alles machen kann und wo sie überall noch auftauchen könnte. Aber ich liebäugle nicht mit einer komplett neuen Idee. Dafür lässt mir Karmen keine Zeit. Sie ist sehr fordernd…

Was macht Hamburg für dich aus?

Für einen echten Hamburger bin ich ja ein Quiddje. Wir sind hierher gezogen, als ich vier war. Aber ich fühle mich rundum hamburgisch und liebe diese Stadt – das viele Grün und die vielen Orte mit Wasser. Die Hamburger sind kulturell interessiert und offen für Neues. Das finde ich toll.

Die ersten nächsten “Karmen im Nebel”-Shows laufen am 10./11./12. Februar, am 23.-26. Februar und im März vom 3.-5.März um 19 bzw. 20 Uhr.

Tickets gibt es hier: www.comfortticket.de

Hier erfahrt Ihr mehr über “Karmen im Nebel”: www.karmen-im-nebel.de


Fotos: Katrin Dugaro Carrena, Michael Freitag; Redaktion: Hannah Lenz

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