
Justizgeflüster
“Wir wollen nicht nur True Crime erzählen, sondern wollen einen Schritt
darüber hinausgehen und zeigen, wie Gerichtsverfahren ablaufen.“
Kriminell gut! Die drei Hamburger Journalistinnen Julia Freistedt, Constanze Lerch und Maike Frye bringen True Crime ins TikTok-Format. Auf ihrem Channel Justizgeflüster stellen sie die spannendsten Fälle vor, die aktuell in unserer Stadt sowie international verhandelt werden – vom Autounfall bis zum Promi-Prozess. Dabei versorgen uns die drei Gerichtsreporterinnen nicht nur mit allen Fakten zu den Verfahren, sondern lassen auch Expert:innen zu Wort kommen und gewähren einen Blick hinter die Kulissen des Gerichtsalltags. Hier verraten Julia, Constanze und Maike, welche Vision sie verfolgen, was die True-Crime-Storys vor Gericht so faszinierend macht und was ihre Arbeit sie gelehrt hat…
Wie seid ihr auf die Idee zu Justizgeflüster gekommen?
Julia: Tatsächlich hatte ich schon länger im Kopf, über aktuelle Gerichtsprozesse in den Sozialen Medien zu berichten. Denn bisher gibt es nur wenig Gerichtsberichterstattung, die extra für junge Menschen aufbereitet ist. Wie wir ja wissen, informieren sich viele Jugendliche und junge Erwachsene immer seltener über Tageszeitungen oder TV-Nachrichten, sondern nutzen fast hauptsächlich die Sozialen Medien. Dabei ist und bleibt Gerichtsberichterstattung eine wichtige Säule im Journalismus – schließlich haben Gerichtsreporter:innen die Möglichkeit, Prozesse zu beobachten, sie kritisch zu hinterfragen und vor allem die Verfahren für unsere Zuschauer:innen greifbarer zu machen. Als ich dann im Frühjahr dieses Jahres in die Selbständigkeit gewechselt bin, dachte ich mir: Jetzt oder nie! Und habe kurzerhand Constanze und Maike gefragt, ob sie bei „Justizgeflüster“ dabei sein wollen. Und so war das Team komplett.
Was möchtet ihr mit eurem Projekt bewegen?
Julia: Ganz klar: Wir wollen unserer Community einen Mehrwert mit unserem Content bieten. Wir wollen nicht nur True Crime erzählen, sondern wollen einen Schritt darüber hinausgehen und zeigen, wie Gerichtsverfahren ablaufen. Und zugegeben, wir wollen auch das manchmal sehr verkomplizierte Juristendeutsch vereinfachen, um das deutsche Justizsystem transparenter zu machen. Und wir merken, dass unsere Community auch viele Fragen zu Gerichtsprozessen hat. Sie hinterfragen zum Beispiel Urteile oder Plädoyers von Verteidigern und der Staatsanwaltschaft. Und über dieses Interesse freuen wir uns total!




Was ist euer beruflicher Background?
Maike: Wir sind ausgebildete Journalistinnen, kommen jedoch aus unterschiedlichen Bereichen. So ist Julia TV-Journalistin und seit einigen Jahren unter anderem als Gerichtsreporterin unterwegs. Sie hat von uns dementsprechend am meisten Erfahrung mit der Arbeit vor und hinter der Kamera. Constanze ist seit sieben Jahren Online-Redakteurin, hat ebenfalls Interview-Erfahrung vor der Kamera und kennt sich zudem sehr gut mit aktuellen Trends rund um Social Media aus. Auch ich bin Online-Redakteurin und beschäftige mich zusätzlich als freie Journalistin viel mit Themen für jüngere Zielgruppen, so wie wir sie jetzt auch bei TikTok wieder haben.
Warum sind True-Crime-Geschichten so faszinierend?
Maike: Ich glaube, True-Crime-Geschichten sind so faszinierend, weil sie so realitätsnah sind. Sie geschehen wirklich und dadurch können wir noch stärker mitfiebern, mithoffen und aber auch mitleiden. Dadurch verfolgen wir solche wahren Fälle noch viel intensiver als wir es bei fiktiven Geschichten tun. Die Gefühle, die True Crime auslöst, können ja ganz vielfältig sein. Für die einen sind es Aufregung und der Nervenkitzel, für andere auch Angst, Neugier oder Genugtuung – vor allem dann, wenn Täter:innen gefasst werden und eine angemessene Strafe bekommen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Faszination für True Crime nur solange besteht, wie man selbst oder das eigene Umfeld nicht von einem Verbrechen betroffen ist.

Was erwartet uns auf eurem TikTok-Channel?
Constanze: Wir wollen über TikTok – eine Plattform, die ja viel von jungen Menschen genutzt wird – Gerichtsreportagen aufregend und gleichzeitig informativ erzählen. Dementsprechend erwarten die Zuschauer:innen auf unserem Kanal an erster Stelle Fälle, die wir selbst für berichtenswert halten und den jungen Menschen näher bringen wollen. Darüber hinaus besuchen wir regelmäßig Prozesse und zeigen, was im Gericht überhaupt passiert. Viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie als Zuschauer:innen an einigen öffentlichen Prozessen teilnehmen dürfen. Und auch Erklär-Videos, in denen wir Expert:innen wie Strafverteidiger:innen oder Richter:innen zu Wort kommen lassen, findet man bei uns. Wir haben zum Beispiel ein Video, in dem ein Strafverteidiger erklärt, wie man sich als Zeug:in im Gericht verhalten sollte.
Welche Learnings nehmt ihr aus Eurer Arbeit als Gerichtsreporterinnen mit?
Constanze: Sowohl beruflich als auch persönlich haben wir durch unseren TikTok-Kanal so einiges gelernt. Persönlich muss ich sagen, dass ich natürlich eine Vorstellung vom Gericht hatte – Serien wie „Suits“ formen ja ein gewisses Bild. Bei meinem ersten Prozess wusste ich dennoch nicht, was mich erwartet. Damals ging es um einen kaum bekannten Rapper, dem eine Vergewaltigung vorgeworfen wurde. Im Gerichtssaal wurde zwischen Richterin und Verteidiger wild diskutiert – das fühlte sich tatsächlich fast wie ein Film an. Das ist natürlich nicht die Norm, aber es zeigt, dass das Gericht ein ganz eigener Kosmos ist, der für Außenstehende normalerweise nicht zugänglich ist. Genau deshalb wollen wir auch die Schnittstelle zwischen Gericht und den User:innen bei TikTok bilden. Was die Arbeit als Gerichtsreporterinnen angeht, ist eine große Herausforderung, die Neutralität zu wahren, um den Prozess auch wirklich objektiv zu verfolgen. Julia arbeitet bereits seit mehreren Jahren als Gerichtsreporterin, aber auch bei ihr gab es Learnings. Da wir jetzt für TikTok drehen, sind zum Beispiel – anders als beim Fernsehen – eine jugendgerechtere Sprache und schnelle Bildsequenzen notwendig. Und eine Herausforderung wird auch immer bleiben, in einem relativ kurzen Video möglichst viel Inhalt unterzubringen.
HIER FINDET IHR JUSTIZGEFLÜSTER AUF TIKTOK:
Fotos: © Justizgeflüster, © Philippe Oursel/unsplash.com
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