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Brustkrebs im Blick: In unserem Talk klärt Dr. med. Lisa Steinhilper, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Senior-Mammaoperateurin am UKE, über Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten auf…
Dr. med. Lisa Steinhilper ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Senior-Mammaoperateurin am UKE. Hier erklärt sie, welche Risikofaktoren für Brustkrebs bestehen, auf welche Alarmsignale unseres Körpers wir achten sollten und welchen Rat sie ihren Patientinnen mit auf den Weg gibt…
Welche Missverständnisse über die Erkrankung begegnen Ihnen am häufigsten?
Ganz klar: die Annahme, dass eine radikale Operation die Aussicht auf Heilung verbessert. Hier erleben wir eine Art rückschrittliche Entwicklung, denn es war ein langer Weg bis hin zur brusterhaltenden Therapie. Das Wiederauftreten der Erkrankung (in der Brust) oder gar das Risiko von Fernmetastasen lässt sich jedoch nicht durch die Radikalität der Operation beeinflussen.
Welche Risiko-Faktoren bestehen?
Der größte, nicht veränderbare Risikofaktor ist höheres Alter: je älter eine Frau, desto höher das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Weitere Risikofaktoren sind z.B. Übergewicht (besonders nach den Wechseljahren), eine längerfristige Hormontherapie, die Brustdichte sowie die familiäre Vorbelastung. Genetisch nachweisbare Ursachen (krankheitsauslösende Mutation), finden sich jedoch nur bei 5-10% aller Brustkrebsfälle. Insgesamt handelt es sich bei Brustkrebs um ein multifaktorielles Geschehen, d.h. mehrere Ursachen führen zum Auftreten der Erkrankung.
Gibt es Möglichkeiten zur Prävention?
Brustkrebs gilt als auch als Lifestyle-Krebs, die Inzidenzen sind dadurch in entwickelten Ländern deutlich höher. Es gibt modifizierbare Risikofaktoren: So lässt sich das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, durch das Einhalten von Normalgewicht (BMI 18,5 – 25kg/m²), die Vermeidung bzw. Früherkennung und Einstellung eines Typ II Diabetes mellitus, die Reduktion von Alkoholkonsum, eine Nikotinkarenz und durch regelmäßige körperliche Aktivität reduzieren. Man geht davon aus, dass ca. 1/3 aller Brustkrebserkrankungen, die nach den Wechseljahren auftreten, durch Veränderung von modifizierbaren Risikofaktoren zu vermeiden wären. Als sekundäre Prävention gilt die Früherkennung, hiermit soll eine Erkrankung möglichst früh erkannt werden, um die Heilungsaussichten zu verbessern. Früherkennungsuntersuchungen für Brustkrebs in Deutschland beinhalten das jährliche Abtasten der Brust durch den/die Gynäkolog:in ab dem 30. Lebensjahr und die Teilnahme am Mammographie-Screening ab dem 50. Lebensjahr.
Bei welchen Symptomen sollten wir zum Arzt gehen?
Leider macht Brustkrebs im Frühstadium keine Symptome. Eine regelmäßige gynäkologische Vorsorge wird daher dringend empfohlen (ab dem 30. Lebensjahr 1x jährlich Tastuntersuchung, ab dem 50. Lebensjahr Mammographie-Screening alle 2 Jahre). In jedem Fall sollte eine ärztliche Abklärung bei neu aufgetretenen Tastbefunden, Hautveränderungen oder blutiger Sekretion aus der Brustwarze erfolgen.
Was ist neben der medikamentösen Behandlung, bzw. OP/Bestrahlung das Wichtigste für eine gute Genesung der Patientinnen?
Betroffene Frauen können von einer Unterstützung durch ein funktionierendes soziales Netzwerk, ergänzt um professionelle Unterstützung (wie z.b dem Sozialdienst, Psychologen, Physiotherapie, BreastNurse, ggf. Ernährungsmediziner, Komplementärmedizin etc.) profitieren. Hierdurch können Entlastungen für die Betroffenen geschaffen werden, die Genesung durch bessere Compliance unterstützt und die Lebensqualität verbessert werden. Z.B. können durch regelmäßige körperliche Aktivität sowohl die Nebenwirkungen unter der Therapie als auch das Risiko für das Wiederauftreten der Erkrankung reduziert werden.
Was ist der wichtigste Rat, den Sie Brustkrebspatientinnen mit auf den Weg geben?
Vernetzten Sie sich und nehmen Sie Hilfsangebote an (Psychologen, Selbsthilfegruppen, Physiotherapie etc.), gehen Sie offen mit der Erkrankung um – Sie sind nicht allein! Viele Frauen erkranken an Brustkrebs (ca. jede 8. Frau) und die Heilungsaussichten sind sehr gut. Es gibt ein Leben nach dem Brustkrebs.
Fotos: © cottonbro/pexels.com, © Leeloo thefirst/pexels.com, © Klaus Nielsen/pexels.com, © UKE
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